Cetirizin, Desloratadin & Co.
Antihistaminika haben einen besonderen Stellenwert in der Allergiebehandlung, da sie schnell gegen die Beschwerden wirken. Meist kommen Antihistaminika in Form von Tabletten, Saft oder Tropfen zum Einsatz (orale Anwendung). Cetirizin und Desloratadin zählen zu den bekannten Wirkstoffen, die sich bei Heuschnupfen, Hausstaubmilben- oder Tierallergien bewährt haben.
Gut zu wissen: Bei Desloratadin handelt es sich um den Nachfolger des Wirkstoffs Loratadin. Mit Levocetirizin ist zwischenzeitlich auch eine Weiterentwicklung des Wirkstoffs Cetirizin verfügbar.
Cetirizin vs. Loratadin
Cetirizin und Loratadin sind moderne Antihistaminika der zweiten Generation. Klassische Anwendungsgebiete sind zum Beispiel Heuschnupfen, Tier- und Hausstauballergie sowie Nesselsucht (Urtikaria).
Ein wichtiger Vorteil, den diese Wirkstoffe gemeinsam haben: Ihre antiallergische Wirkung tritt schnell ein – oft innerhalb von 30 Minuten bis wenigen Stunden. Daher sind sie gut geeignet, um akute Symptome schnell zu behandeln und Allergikern rasch Erleichterung zu verschaffen.
Ältere Wirkstoffe wie etwa Dimetinden (Antihistaminika der ersten Generation) müssen hingegen in der Regel mehrmals täglich eingenommen werden und haben eine sedierende Wirkung, sie machen also müde.
Bei den neueren Antihistaminika der zweiten Generation ist die dämpfende Wirkung deutlich geringer ausgeprägt. Sie werden daher auch als „nicht-sedierende Antihistaminika“ bezeichnet.
Cetirizin und Loratadin haben einige Gemeinsamkeiten:
- Sie sind beide für die Behandlung von allergischem Schnupfen und Nesselsucht (Urtikaria) geeignet.
- Ihre Wirkung tritt rasch ein, die allergischen Beschwerden werden schnell gelindert.
- Sie müssen nur 1 x täglich eingenommen werden.
- Sie machen deutlich weniger müde als ältere Wirkstoffe, wobei hier Loratadin gegenüber Cetirizin noch besser abschneidet, also über ein geringeres Sedierungspotenzial verfügt.
Levocetirizin und Desloratadin: Zusätzliche Vorteile der weiterentwickelten Wirkstoffe
Levocetirizin: Im Vergleich zu Cetirizin reicht beim neueren Wirkstoff Levocetirizin eine deutlich geringere Wirkstoffmenge aus, um den gleichen Effekt zu erzielen.
Desloratadin: Der neuere Wirkstoff Desloratadin wirkt noch schneller und stärker als Loratadin, weil er in der Leber nicht zuerst „aktiviert“ werden muss und zudem stärker und länger an den Histamin-Rezeptor bindet.
Unterschiede zwischen Levocetirizin und Desloratadin
Während beide Wirkstoffe ähnliche Vorteile bieten, gibt es einen Unterschied, was die Nebenwirkungen angeht:
Bei Desloratadin tritt praktisch keine Schläfrigkeit mehr auf, was bei den anderen Wirkstoffen mitunter als unangenehme Nebenwirkung empfunden wird. Studien haben gezeigt, dass die Häufigkeit von Schläfrigkeit bei der Einnahme von Desloratadin auf Placeboniveau liegt.
In Bezug auf die häufig befürchtete Nebenwirkung Müdigkeit bei Antiallergika lässt sich festhalten, dass Desloratadin und Loratadin hier am besten abschneiden – gefolgt von Levocetirizin und Cetirizin.
Wie wirken Antihistaminika?
Antihistaminika sind seit Jahrzehnten bewährte Arzneimittel. Ihre Wirkweise bei Allergien beruht darauf, dass sie die Bindungsstellen für Histamin blockieren. Bei Histamin handelt es sich um einen Entzündungs-Botenstoff, der bei allergischen Reaktionen vom Sofort-Typ (z. B. Heuschnupfen, Hausstauballergie, Tierallergie) im Körper vermehrt freigesetzt wird und eine zentrale Rolle bei der Auslösung von allergischen Symptomen spielt.
Damit Histamin seine Wirkung entfalten kann, muss es im Gewebe an bestimmte Rezeptoren andocken. Diese Bindungsstellen werden durch Antihistaminika blockiert – das Histamin kann sich nicht mehr an die Rezeptoren binden. Die Folge: Die Wirkungen von Histamin werden unterdrückt oder aufgehoben. Allergiesymptome werden gelindert bzw. treten nicht mehr auf.
Bei allergischem Schnupfen werden in der Regel Allergie-Tabletten oder Tropfen mit Antihistaminika empfohlen. Auch bei Nesselsucht (Urtikaria) hat sich die Einnahme von Antihistaminika bewährt, um Quaddeln und Juckreiz zu lindern. Antihistaminika in Form von Schmelztabletten oder Tropfen sind auch Bestandteil der Notfallbehandlung, wenn allergische Reaktionen nicht nur lokal auftreten, sondern den ganzen Körper betreffen (Anaphylaxie) – etwa infolge einer Insektengiftallergie.
Neben Tabletten zur Einnahme stehen auch Antihistaminika-Präparate zur lokalen Anwendung zur Verfügung: So zum Beispiel Nasensprays und Augentropfen.
Wichtig: Welches Antiallergikum bei Ihren Beschwerden am besten geeignet ist, sollten Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker besprechen.
Häufige Fragen rund um Allergien
Meist reagieren bei einer Allergie die Körperstellen, die direkt mit dem jeweiligen Allergieauslöser (Allergen) in Kontakt gekommen sind. Da die meisten Allergene (z. B. Pollen, Milbenkot, Hautschuppen von Tieren) zu den sogenannten Inhalationsallergenen zählen, sind vor allem die Atemwege betroffen. Beschwerden wie Fließschnupfen, Niesreiz und Husten sind dementsprechend typisch für eine Allergie. Auch tränende Augen und eine juckende Nase kommen häufig vor. Bei Allergien auf Nahrungsmittel kann es darüber hinaus zu Juckreiz und Schwellungen im Mund- und Rachenraum oder an der Zunge kommen – aber auch Magen-Darm-Probleme sind keine Seltenheit. Bei Sonnenallergie oder Kontaktallergien kommt es zudem häufig zu Hautausschlägen. Mehr erfahren
Heute sind über 20.000 Substanzen bekannt, die Allergien auslösen können. Zu den häufigsten Allergien zählen die Pollenallergie (auch: Heuschnupfen), verschiedene Tierallergien (z. B. Katzenallergie, Hundeallergie) sowie die Hausstauballergie. Weitere Allergiearten sind zum Beispiel Nahrungsmittelallergie, Schimmelpilzallergie, Sonnenallergie, Insektengiftallergie, Kontaktallergie und die sogenannte Nesselsucht. Mehr erfahren
Bei Allergikern reagiert das Immunsystem überempfindlich auf bestimmte, eigentlich harmlose Fremdstoffe (sog. Allergene). Die Reaktion, die dann im Körper abläuft, ähnelt der Reaktion des körpereigenen Abwehrsystems auf Krankheitserreger. Beispiel: Pollen oder Tierallergene bedeuten normalerweise keine Gefahr für den Körper – dennoch lösen sie bei einer Allergie Symptome wie Fließschnupfen oder tränende Augen aus. Der Grund: Unser Körper stuft die Fremdstoffe fälschlicherweise als gefährlich ein und aktiviert Abwehrmechanismen, um sie zu bekämpfen. Mehr erfahren
Früher galt die allgemeine Ansicht, Allergiker sei man ein Leben lang oder gar nicht. Hatte man als Kind keine Allergie, würde man später auch keine mehr entwickeln, so dachte man. Heute ist jedoch bekannt, dass Allergien in jedem Alter neu auftreten können. Die gute Nachricht: Speziell bei betroffenen Kindern schwächen sich die Symptome mit der Zeit ab oder die Allergie verschwindet sogar ganz.
Warum genau manche Menschen allergisch auf harmlose Stoffe reagieren, ist bislang ungeklärt. Man weiß aber, dass bestimmte Einflussfaktoren die Entstehung von Allergien begünstigen können. Eine besonders wichtige Rolle spielt beispielsweise die genetische Veranlagung. Darüber hinaus können auch Einflüsse wie Luftverschmutzung, Zigarettenrauch und chronischer Stress die Entstehung von Allergien begünstigen. Mehr erfahren
Autoren, medizinische Fachinformationen und Quellen
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Stand: zuletzt aktualisiert am 06.08.25
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Dieser Text entspricht den Standards und Vorgaben aus der ärztlichen Fachliteratur, folgt den einschlägigen medizinischen Leitlinien, Veröffentlichungen von Fachgesellschaften sowie aktuellen Studien und wurde von Fachjournalisten geprüft. Mehr zu unseren Qualitätssicherungsstandards
Autoren:
Tatiana Schmid, Chefredaktion Gesundheit und Ernährung
Tatiana Schmid ist Diplom-Oecotrophologin und eine profilierte Fachjournalistin für Gesundheit, Medizin und Ernährung mit über einem Jahrzehnt redaktioneller Erfahrung. Mehr zur Autorin Tatiana Schmid
Jennifer Hamatschek, Chefredaktion Medizin und Pharmazie
Jennifer Hamatschek hat Germanistik und Pharmazie an der LMU München studiert. Sie ist eine renommierte Fachjournalistin für Medizin und Gesundheit, die seit über 15 Jahren komplexe medizinische Inhalte zielgruppengerecht und evidenzbaisert aufbereitet. Mehr zur Autorin Jennifer HamatschekICD-Codes:
- T28.4: Allergie, nicht näher bezeichnet
- J30.1: Allergische Rhinopathie durch Pollen (Heuschnupfen)
- J30.4: Allergische Rhinopathie, nicht näher bezeichnet
- T78.1: Sonstige Nahrungsmittelunverträglichkeit, anderenorts nicht klassifiziert
- L56.4: Polymorphe Lichtdermatose
- L25.9: Nicht näher bezeichnete Kontaktdermatitis, nicht näher bezeichnete Ursache
- L50.9: Urtikaria, nicht näher bezeichnet
ICD-Codes (International Classification of Diseases) sind weltweit anerkannte medizinische Verschlüsselungen für Diagnosen. Sie werden von Ärzt:innen verwendet, um Krankheiten und Gesundheitsstörungen eindeutig zu klassifizieren und finden sich beispielsweise in Arztbriefen, Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und Abrechnungen mit Krankenkassen.
Quellen:
- Pschyrembel Online: Allergie (Abrufdatum 06.08.25)
- Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) u. Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ): S-3 Leitlinie Allergieprävention (Stand: November 2022) (Abrufdatum 06.08.25)
- Klimek et al.: ARIA-Leitlinie 2019: Behandlung der allergischen Rhinitis im deutschen Gesundheitssystem. In: Allergo Journal, Volume 28, pages 20-46, (2019). (Abrufdatum 06.08.25)
- Deutscher Allergie- und Asthmabund: Allergie (Abrufdatum 06.08.25)
- Gelbe Liste: Desloratadin (Abrufdatum 06.08.25)
- Gelbe Liste: Loratadin (Abrufdatum 06.08.25)
- Gelbe Liste: Cetirizin (Abrufdatum 06.08.25)
- Gelbe Liste: Levocetirizin (Abrufdatum 06.08.25)
Fachliche Endprüfung und Qualitätssicherung:
Sandra Winter, Gesundheitsredaktion
Sandra Winter ist eine erfahrene Gesundheitsjournalistin mit ausgewiesener Expertise in den Bereichen Ernährungswissenschaften, alternative Heilmethoden und Sportmedizin. Mit über 15 Jahren Erfahrung steht Sandra für vertrauenswürdige, wissenschaftlich fundierte und gut recherchierte Gesundheitsinformationen – immer am Puls aktueller Forschung und Trends in der Gesundheitsbranche. Mehr zu Sandra Winter