Schimmelpilzallergie
Eine Schimmelpilzallergie äußert sich unter anderem durch Fließschnupfen, Niesanfälle, Husten oder auch Asthma. Allergische Beschwerden können grundsätzlich durch das Einatmen von Schimmelpilzsporen oder durch den Verzehr von Nahrungsmitteln mit Schimmelpilzbefall auftreten.
Erfahren Sie hier mehr dazu.
Schimmelpilze – wo kommen Sie vor?
Experten unterscheiden verschiedenste Arten von Schimmelpilzen. Sie können in Innenräumen aber auch im Freien vorkommen. Auch Lebensmittel können von Schimmelpilzen betroffen sein.
Schimmelpilze in Wohnräumen & im Freien
Besonders gut gedeihen Schimmelpilze bei einer hohen Luftfeuchtigkeit von etwa 90 Prozent und bei warmen Temperaturen ab 20 bis 25 Grad Celsius.
In Wohnräumen kommen Schimmelpilze zum Beispiel hier vor:
- In schlecht belüfteten Räumen (Achtung: Viele moderne Wohnräume mit sehr guter Isolierung sind betroffen, da hier kaum noch ein Luftaustausch stattfindet)
- In sehr feuchten Räumen (z. B. Keller, Badezimmer, Küche)
- In Zimmern mit Luftbefeuchtern oder Klimaanlagen
- An kalten Außenwänden, insbesondere dann, wenn Möbelstücke sehr dicht an der Wand stehen
- In Blumentöpfen mit Topfpflanzen
- Im Kühlschrank
- Im Hausmüll
Fensterrahmen, an denen sich Kondenswasser bildet, sind ebenfalls oft mit Schimmelpilzen besiedelt.
Wichtig zu wissen: Für Allergiker stellen insbesondere die mikroskopisch kleinen Pilzsporen dar, die in der Luft schweben und eingeatmet werden können.
Diese Pilzsporen finden sich auch im Freien:
- Im Garten (z. B. auf Blätterhaufen oder im Kompost)
- Unter Bäumen
- In Gewächshäusern
- In Getreide
Schimmelpilze in der Nahrung
Auch in Lebensmitteln können Schimmelpilze vorkommen. Besonders häufig tritt er hier auf:
- Auf zu lange gelagertem Obst und Gemüse oder auch auf Backwaren
- Auf Marmelade und Käse
- In Mehl
- In Sprudelwasserbereitern
Gut zu wissen: Schimmelpilz-Enzyme werden mitunter auch von der Lebensmittelindustrie eingesetzt und können daher auch in veredelten Produkten (z. B. Roquefort, Gorgonzola) vorkommen. Auch die Ausgangsprodukte von Fruchtsäften, Wein und Bier können schimmelpilzhaltig sein, so dass diese Getränke von Allergikern oft nicht gut vertragen werden.
Was ist eine Schimmelpilzallergie?
Bei einer Schimmelpilzallergie reagiert das Immunsystem der Betroffenen mit einer überschießenden Reaktion auf Schimmelpilze, genauer gesagt auf deren Sporen. Auch die Pilzfäden (Myzel) können eine Rolle spielen.
Die Sporen und Pilzfäden können auf unterschiedliche Arten in den Körper gelangen:
- Einatmen (inhalativ, z. B. bei Wandschimmel im Innenraum)
- Verzehr von pilzbelasteten Nahrungsmitteln (nutritiv, bei Lebensmittelschimmel)
Gut zu wissen: Am häufigsten ist eine Schimmelpilzallergie durch das Einatmen von Schimmelpilzsporen ausgelöst.
Häufige allergieauslösende Schimmelpilze und ihr typisches Vorkommen im Überblick:
Schimmelpilz | Typisches Vorkommen |
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Aspergillus |
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Cladosporium |
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Alternaria |
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Mucor |
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Penicillium |
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Prinzipiell kommen sowohl allergische Sofortreaktionen vor, bei denen direkt nach dem Kontakt Beschwerden auftreten, als auch Spätreaktionen, bei denen sich die Symptome verzögert einstellen. Auch schwere allergische Reaktionen (sog. Typ-3-Allergie), bei denen es zu Entzündungen an Organen oder Gelenken kommen kann, sind möglich.
Die Symptome können unter anderem auftreten im Bereich der Atemwege, der Augen oder auch der Haut. Beschwerden im Bereich des Magen-Darm-Traktes sind beim Verzehr pilzbelasteter Nahrungsmittel häufig.
Schimmelpilzallergie: Symptome
Typische Beschwerden können sein:
- Atemwege: z. B. Fließschnupfen, Niesanfälle, verstopfte Nase, Husten, Atemnot, Asthma
- Augen: z. B. Juckreiz, Tränen, Rötung, Schwellungen
- Haut: z. B. Juckreiz, Ausschlag (Ekzem, Nesselsucht, Neurodermitis)
- Magen-Darm-Trakt (bei Aufnahme verdorbener Nahrungsmittel): z. B. Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen
Auch Migräne kann in Zusammenhang mit dem Verzehr von schimmelpilzhaltigen Lebensmitteln auftreten.
In Abhängigkeit davon, auf welche Schimmelpilzart man allergisch reagiert, treten die Symptome saisonal (also nur in einem bestimmten Zeitraum) oder ganzjährig auf.
Gut zu wissen: Schimmelpilze können auch toxische Reaktionen auslösen – die damit einhergehenden Vergiftungserscheinungen sind oft nicht klar von den Symptomen abzugrenzen, die durch eine Allergie hervorgerufen werden.
Allergenkarenz
Die Meidung des Allergieauslösers – also insbesondere der Schimmelpilzsporen – ist die wichtigste Basismaßnahme, um den allergischen Beschwerden künftig aus dem Weg zu gehen.
Je nachdem, auf welche Schimmelpilze man allergisch reagiert, können folgende Vorkehrungen von Bedeutung sein:
- Wohnräume: Sanierungsmaßnahmen bei Schimmelpilzbefall in Haus oder Wohnung, also ggf. Entfernung von Schimmelpilzbefall durch Experten, richtig lüften und heizen etc. Mehr erfahren
- Lebensmittel: Befolgung von allgemeinen Maßnahmen zum richtigen Umgang mit Nahrungsmitteln (z. B. Lagerung) und ggf. Beachtung individueller Ernährungsempfehlungen (Diätplan) bei Allergie auf Schimmelpilze in der Nahrung Mehr erfahren
- Sollten Sie auf Schimmelpilzsporen im Freien reagieren, kann es hilfreich sein, sich über die Sporenflugzeit „Ihrer“ Schimmelpilze zu informieren. Ausgewählte Pollenflugkalender beinhalten auch Angaben zu wichtigen Schimmelpilzen. Im Allgemeinen empfiehlt es sich, Gartenarbeit (z. B. Rasenmähen) zu vermeiden, da hier oft viele Pilzsporen regelrecht aufgewirbelt werden. Sprechen Sie dazu auch mit Ihrem Arzt.
Behandlung akuter Beschwerden
Bei akuten Beschwerden können unterschiedliche Medikamente zur Linderung der Symptome eingesetzt werden.
In Frage kommen insbesondere:
- Antihistaminika: Sie blockieren die Histamin-Rezeptoren im Körper und hemmen so die Wirkung des Histamins, das maßgeblich für die allergische Reaktion verantwortlich ist. Sie wirken in der Regel relativ schnell und kommen daher besonders häufig bei akuten allergischen Reaktionen zum Einsatz. Antihistaminika stehen z. B. in Form von Allergie-Tabletten oder auch als antiallergischen Augentropfen oder Nasensprays zur Verfügung.
- Glukokortikoide: Glukokortikoide wirken sowohl antiallergisch als auch antientzündlich. Die Anwendung kann z. B. in Form von Nasensprays oder Augentropfen erfolgen. Bei allergischen Hautreaktionen kann auch eine äußerliche Anwendung als Salbe in Frage kommen. Insbesondere bei schwer ausgeprägten, allergischen Reaktionen kann die Einnahme von Kortison-Tabletten angezeigt sein.
Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt, welche dieser Medikamente in Ihrem individuellen Fall in Frage kommt.
Hyposensibilisierung
Bei der sogenannten spezifischen Immuntherapie oder Hyposensibilisierung wird das Immunsystem nach und nach an das jeweilige Allergen „gewöhnt“. Sie ist die einzige ursächliche Behandlung, die bei Allergien zur Verfügung steht und kann auch bei einer Schimmelpilzallergie angewendet werden. Voraussetzung ist allerdings, dass das genaue Schimmelpilz-Allergen bekannt ist. Dieses Allergen wird dann in Form von Spritzen oder Tropfen in regelmäßigen Abständen verabreicht.
Diese Form der ursächlichen Therapie ist allerdings zeitaufwändig und erstreckt sich in der Regel über mindestens drei Jahre. Zudem ist sie gemäß wissenschaftlichen Studien nur für wenige Schimmelpilz-Arten erfolgsversprechend.
Lassen Sie sich hier vorab von Ihrem behandelnden Arzt umfassend beraten.
Wohnraumsanierung: Darauf kommt es bei Schimmelpilzbefall an
Sollten Sie einen Schimmelpilzbefall in Ihrer Wohnung festgestellt haben, ist es zunächst einmal wichtig, diesen gründlich zu entfernen. Hierzu stehen spezielle Schimmelentferner zur Verfügung. Oft hilft allerdings nur der Einsatz von Fachkräften. Eventuell sollten Sie sich dazu auch mit Ihrem Vermieter über entsprechende Sanierungsmaßnahmen abstimmen, um einem erneuten Befall vorzubeugen.
Grundsätzlich können Sie aktiv etwas tun, um Schimmelpilzbefall in Innenräumen entgegenzuwirken Dazu zählt unter anderem:
- Luftfeuchtigkeit im Blick behalten – diese sollte nicht mehr als 60 Prozent betragen. Regelmäßiges Stoßlüften ist hier das A & O
- Räume nicht zu sehr auskühlen lassen (auch bei längerem Verlassen der Wohnung die Heizung nicht ganz ausschalten)
- Beim Baden bzw. Duschen: Badezimmertür geschlossen halten. Anschließend: Lüften nach außen hin
- Auf ausreichend Abstand der Möbel zu Außenwänden achten, damit die Luft hier ausreichend zirkulieren kann. Inspizieren Sie die Wände hinter Möbelstücken regelmäßig auf Schimmelpilzbefall
- Auf Luftbefeuchter und Klimaanlagen verzichten
- Topfpflanzen entfernen; Bei Pflanzen in Hydrokultur regelmäßig prüfen, ob Schimmelpilz-Spuren zu erkennen sind
- Wäsche nicht in der Wohnung trocknen
- Küchenabfälle regelmäßig entfernen
- Duschvorhänge regelmäßig austauschen
Allergisch auf Schimmelpilze in der Nahrung? Das können Sie tun
Reagieren Sie auf bestimmte Schimmelpilze in der Nahrung allergisch, kann es sinnvoll sein, gemeinsam mit Ihrem behandelnden Arzt einen speziellen Diätplan zu erarbeiten und gewisse Lebensmittel zu meiden.
Problematisch sind z. B. oft Bier, Wein, Frucht- und Gemüsesäfte sowie Schimmelkäse oder Beerenobst. Hier kann ein Ernährungstagebuch helfen, möglichen Auslösern auf die Spur zu kommen.
Grundsätzlich gilt:
- Von Schimmelpilzen befallene Nahrungsmittel sollten unverzüglich weggeworfen werden. Nur den sichtbar befallenen Teil abzuschneiden und den Rest zu verzehren, ist nicht empfehlenswert
- Lagern Sie Obst und Gemüse sowie Backwaren nicht zu lange
- Obst und Gemüse sollten grundsätzlich im Kühlschrank gelagert werden
- Schälen Sie Obst und Gemüse
- Reinigen Sie den Kühlschrank regelmäßig
Tipps bei Schimmelpilzallergie
Autoren, medizinische Fachinformationen und Quellen
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Stand: zuletzt aktualisiert am 06.08.25
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Dieser Text entspricht den Standards und Vorgaben aus der ärztlichen Fachliteratur, folgt den einschlägigen medizinischen Leitlinien, Veröffentlichungen von Fachgesellschaften sowie aktuellen Studien und wurde von Fachjournalisten geprüft. Mehr zu unseren Qualitätssicherungsstandards
Autoren:
Jennifer Hamatschek, Chefredaktion Medizin und Pharmazie
Jennifer Hamatschek hat Germanistik und Pharmazie an der LMU München studiert. Sie ist eine renommierte Fachjournalistin für Medizin und Gesundheit, die seit über 15 Jahren komplexe medizinische Inhalte zielgruppengerecht und evidenzbaisert aufbereitet. Mehr zur Autorin Jennifer HamatschekTatiana Schmid, Chefredaktion Gesundheit und Ernährung
Tatiana Schmid ist Diplom-Oecotrophologin und eine profilierte Fachjournalistin für Gesundheit, Medizin und Ernährung mit über einem Jahrzehnt redaktioneller Erfahrung. Mehr zur Autorin Tatiana Schmid
ICD-Codes:
ICD-Codes (International Classification of Diseases) sind weltweit anerkannte medizinische Verschlüsselungen für Diagnosen. Sie werden von Ärzt:innen verwendet, um Krankheiten und Gesundheitsstörungen eindeutig zu klassifizieren und finden sich beispielsweise in Arztbriefen, Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und Abrechnungen mit Krankenkassen.
Quellen:
- Pschyrembel Online: Schimmelpilze (Abrufdatum 06.08.25)
- Gesellschaft für Hygiene, Umweltmedizin und Präventivmedizin GHUP e. V. (GHUP), Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V. (DDG), Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie e.V. (DGAKI): S2k-Leitlinie Medizinisch klinische Diagnostik bei Schimmelpilzexposition in Innenräumen (Stand: September 2023) (Abrufdatum 06.08.25)
- Deutscher Allergie- und Asthmabund: Schimmelpilzallergie (Abrufdatum 06.08.25)
Fachliche Endprüfung und Qualitätssicherung:
Sandra Winter, Gesundheitsredaktion
Sandra Winter ist eine erfahrene Gesundheitsjournalistin mit ausgewiesener Expertise in den Bereichen Ernährungswissenschaften, alternative Heilmethoden und Sportmedizin. Mit über 15 Jahren Erfahrung steht Sandra für vertrauenswürdige, wissenschaftlich fundierte und gut recherchierte Gesundheitsinformationen – immer am Puls aktueller Forschung und Trends in der Gesundheitsbranche. Mehr zu Sandra Winter